Von Seafood und Doggy-Bags

Was macht man nach neun Stunden Sitzen im Flugzeug, Bezug des Hotels und ausgiebiger Dusche? Man macht sich auf den Weg zum Nachtessen. So auch die 16 Noggeler der ersten Reisegruppe nach der Ankunft am 19. November.

Pünktlich um 18’00 Uhr fuhren wir 12 Noggeler vom Hotel Holiday Inn mit drei Taxis vor dem Restaurant Bob Jin’s vor. Angesagt war das erste gemeinsame Nachtessen, organisiert durch Monique, eine unserer genialen Reisebegleiterinnen. Nachdem die vier restlichen Noggis vom Hotel Meridien ebenfalls eingetroffen waren, genehmigten wir uns an der Bar des noblen Sea-Food-Restaurants einen ersten Schluck. Man merkte schnell, dass die Stadt Chicago jeden von uns bereits in ihren Bann gezogen hatte. Überall wo man hinhörte hiess es: „ist halt immer wieder schön hier“, „hast du diese Wolkenkratzer schon studiert“, „Wow, sind die Geschäfte gross“, „weisst du noch 1999 im Blue Chicago“, „ich habe bereits ein Paar Timberlands gekauft“.

Nun übernahm Monique das Zepter. Denjenigen, die Amerika das erste Mal besuchten waren erstaunt darüber, dass man nicht auf den für uns reservierten Tisch losstürmen konnte, sondern warten musste, bis man vom Kellner an den Tisch gebracht wurde. Wie üblich in Amerika hatte man die Menukarte in der Hand, bevor man richtig sass. Die Auswahl war riesig. Ich selber wusste nach 20 Minuten noch nicht, was ich bestellen soll. Monique erklärte uns, dass in diesem Lokal Krabbenbeine eine Spezialität sind und bestellte flugs für jeden von uns ein solches Krabbenbein als Vorspeise. Vermutlich hatten dies nicht alle mitbekommen, wenn man sah, dass neben dem Hauptgang noch Austern und Sushi als „Appetizers“ mitbestellt wurden.

Zu unserem Entsetzen entpuppte sich die kleine Vorspeise als riesiger Gang. Anstatt einem waren pro Person vier Krabben-beine zu vertilgen. Mir taten die Noggeler leid, welche noch andere Meeresgetiere bestellt und zu verzehren hatten. Kaum fertig wurde auch schon der Hauptgang (Hummer, Krabben, Steaks und vieles mehr) mit üppigen Beilagen serviert. Als nach einiger Zeit wirklich, aber auch wirklich nichts mehr in unsere Bäuche passte, sah es auf dem Tisch trotzdem so aus, als wenn noch mindestens 5 Personen zu einem späteren Zeitpunkt zum Essen erscheinen würden. Die alte Binsen-wahrheit hatte uns einmal mehr eingeholt. Bestelle in Amerika nie eine Vorspeise und einen Hauptgang, da du nach dem Ersteren bereits randvoll bist.

Obwohl nicht alles verzehrt wurde, brachte das Servierpersonal die Dessert-karte und wir wurden höflich angefragt, ob wir die Essensreste im Hundesack, wie bitte?, ja Hundesack mitnehmen wollen. Natürlich, dies ist eine der vielen Eigen-arten der Amerikaner. Sie lassen sich das Nichtverzehrte in einen „Doggy-Bag“ zum Mitnehmen einpacken. Wir haben dies natürlich unterlassen und auch das Dessert dankend ausgeschlagen. Monique konnte jedoch nicht widerstehen und sicherte sich ihr morgiges Mittagessen.

Mittlerweile machte sich die Müdigkeit bemerkbar, waren wir doch alle mehr als 24 Stunden auf den Beinen. Also, Rechnung bestellen und bezahlen. Aber halt, wieder holte uns eine amerikanische Eigenart ein. Wir erhielten eine Gesamt-rechnung und es oblag uns, diese aufzuteilen. Was, man kann dem Kellner nicht einfach mitteilen, was man getrunken und gegessen hat, dieser rechnet es im Kopf schnell zusammen und zieht dann den Betrag ein? Definitiv nein, ausser man weist bereits bei der Bestellung daraufhin. Wie uns geflüstert wurde, lieben sie das allerdings nicht so wirklich. Trotz Müdigkeit war also noch Kopfrechnen gefragt. Wer hat wie viel und wer nicht und überhaupt. Soll man alles geteilt durch 16 oder müsste der Wein-trinker nicht mehr als der Biertrinker … nach einigem hin und her und aus-führlichen Grundsatzdiskussionen hatten wir dann doch noch einen Verteilschlüssel gefunden. Um einige Dollars erleichtert verliessen wir das Lokal. Die meisten eilten schnellen Schrittes ihrem Hotelbett entgegen. Andere sollen sich noch ins Nachtleben gestürzt haben.

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