Der Noggeler ist auch nur ein Tier

Der Noggeler ist ein Herdentier. Die meiste Zeit im Jahr lebt er in einer kleinen Herde mit Weibchen und ein oder zwei kleinen Noggis. Die Paarungssaison des gemeinen Noggeler beträgt in der Regel 51 Wochen im Jahr. Während einer Woche aber ist der Noggeler in einer „Junggesellenherde“ ‑ einer reinen Männchenherde also ‑ unterwegs. Er zeigt zwar gerade in dieser Zeit ausgeprägtes Balzgehabe, kommt aber meistens nicht zum Zuge. Erstens weil die Konkurrenz in so einer Junggesellenherde sehr gross ist, zweitens weil er doch lieber noch ein bisschen an der Tränke steht, als einem Weibchen nachzustellen.

Viele Noggeler haben ein Weibchen zu Hause. Aber das zeigt sich während der Fasnacht nur wenig paarungsbereit, da der Noggeler (falls er mal das gemeinsame Nest aufsucht) eine Ausdünstung hat, die das Weibchen eher weniger anspricht. Dabei könnte der Noggeler bei anderen Arten ein paar Tricks abgucken. Mit anderen Arten sind jetzt nicht die Rotseemöven oder Hendeföregugger gemeint, sondern zum Beispiel die Tanzfliegen, die zur Familie der Raubfliegen gehören.

Denn bei denen ist es üblich, dass die Männchen der Dame ihres Herzens zu einem Rendezvous ein Brautgeschenk mitbringen. Bei dem Geschenk handelt es sich um ein selbst gefangenes Insekt, das die Herren auch stets noch sorgfältig verpacken. Die Verpackung erfolgt mittels Spinnfäden. Mit dem Geschenklein, das aussieht wie ein Miniaturwollknäuel, gehen die Männchen dann zu den meist in Waldlichtungen gelegenen Tanzplätzen, auf denen jeden Abend ganze Schwärme liebeshungriger Männchen die Weibchen umwerben. Nach der Partnerwahl darf das Männchen dann so lange mit dem Weibchen Sex haben, wie dieses zum Auspacken des Geschenks benötigt. Manche dieser Fliegenkerle sind aber gar nicht dumm und bescheissen beim Brautgeschenk: Sie übergeben ihrer Herzdame einfach ein eingepacktes Ästchen! Wenn das Weibchen den Betrug bemerkt, kommt es dann meist zum Coitus interruptus. Doch das Männchen hat dann meist schon das eine oder andere Spermium deponiert. Es gibt aber auch Weibchen, die stören sich nicht ab dem Ästchen. Sie freuen sich einfach darüber, dass sie ein Geschenk bekommen haben. Tipp: Auch Noggelerfrauen freuen sich gelegentlich sich über Geschenke.

Zum Glück sind die Noggelerfrauen nicht so kompliziert wie die Damen einer bestimmten Meerasselart. Damit die Meerasselmänner bei den Meerasselfrauen zum Zug kommen, müssen sie genau den Augenblick abpassen, an dem die Dame ihres Herzens ihren liebestötenden Panzer abgelegt hat, d.h. wenn sie sich frisch gehäutet hat. Nur wenn das Asselweibchen praktisch nackt ist, kann es zu einer erfolgreichen Paarung kommen. Aber natürlich haben die Kerle keine Zeit, solange auf die Richtige zu warten. Deshalb locken die Typen paarungswillige Damen mit Hilfe eins Sexuallockstoffes in ihre Höhle. Dem Asseltyp reicht aber eine Asselfrau nicht. Er lockt eine nach der anderen in die Falle. Die Weibchen sind vom Lockstoff völlig benebelt und willenlos. Das Männchen stappelt die wehrlosen Weibchen in seiner Höhle. Innerhalb weniger Monate kann so ein Asselmann rund zwei Duzend Weibchen sammeln. Der Asseltyp überprüft jetzt einfach, welches Weibchen sich gerade häutet und damit bereit für den Fortpflanzungsakt ist. So hat der Kerl eigentlich immer eine willige Asseldame zur Hand. Auch wenn Noggeler überaus anziehend sind – und sich der eine oder andere nicht mit einem einzigen Weibchen begnügt ­- einen solchen Lockstoff haben sie zum Glück nicht.

Die gesamte Noggi Tribune gibt’s auch als Download: Noggi Tribune Nr.1/2009

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